Müll ist unserer Gesellschaft schon so normal geworden, dass wir es gar nicht mehr
merken. Wir gehen in den Supermarkt und kaufen folienverpackte Orangen, die Zahnbürste aus Plastik und unseren Lieblingstee in individuell verpackten Plastikbeuteln. Wenn wir ein paar Minuten später nach Hause kommen, werfen wir alle diese Verpackungen zusammen mit der alten Plastikbürste gedankenlos in den Müll.

Aber was passiert dann damit? Klar, wir trennen Müll; aber was wird wirklich recycelt? Und wie effektiv ist das? Das fragen wir uns selten, denn Müll trennen gibt ein gutes Gefühl – er wird regelmäßig abgeholt und jemand kümmert sich darum. Doch wäre es nicht besser, wenn der Müll gar nicht erst entstünde? Wenn wir unser Konsumverhalten ändern und alles ablehnen würden, was Verpackung ist und im Handumdrehen zu Plastik-Müll wird?

Zero Waste könnte uns dabei helfen. Damit ist ein Lebensstil gemeint, bei dem Menschen Müll und seine Auswirkungen auf die Umwelt reduzieren wollen. Der Kern dieses Konzepts ist die Kreislaufwirtschaft, die das Wiederverwenden von Materialien fördert und das Wegwerfen und die damit verbundene Umweltverschmutzung verhindert. Manche Zero Waste Gurus schaffen es angeblich sogar, den nicht recycelbaren Müll eines kompletten Jahres in einem einzigen Einmachglas zu sammeln.

Kann Tübingen Zero Waste?

Doch wenn einzelne Menschen das können, kann eine ganze Stadt das auch?
Denn obwohl Tübingen eine Öko-Stadt ist, hat sie ein Abfall-Problem: die öffentlichen Mülleimer quillen über, Getränkedosen und Pizzaschachteln liegen breit gestreut daneben. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Tübinger Studenten viel unterwegs sind, unterwegs eben auch essen oder trinken und die Verpackungen anschließend in den nächsten städtischen Mülleimer leeren.
Wir haben an der Uni im Zero Waste Workshop deshalb ein Produkt entwickelt, das den Tübingern dabei hilft, nachhaltiger und bewusster zu handeln, damit es der Stadt insgesamt besser geht.

Es ist ein Semesterplaner, der seine Nutzer mit Tipps, Fakten und kleinen Challenges motivieren soll, Müll in ihrem Alltag zu vermeiden. Ergänzt wird der Planer durch Impulse zu den Themen Minimalismus und Veganismus. Als Papier-Variante trägt er aber auch ein wenig zum Problem bei, auch wenn es nur recyceltes Papier ist. Eine bessere Alternative könnte der Planer als App sein, um so den Papiermüll und den damit verbundenen Ressourcenverbrauch zu vermeiden. In der App könnte man zusätzliche Funktionen integrieren, wie beispielsweise sich Challenges mit Freunden gemeinsam durchzuspielen, Nachbarschaftsgruppen und Events zu erstellen oder Nachhaltigkeitsprojekte zu unterstützen. Außerdem könnte man den digitalen Planer auf jedem Gerät benutzen, was den Alltag noch ein bisschen unkomplizierter macht. Mit den Einnahmen von der App würden wir in bestimmten Regionen Bäume pflanzen, um etwas gegen die Abholzung der Wälder zu tun.

Wir sind der Überzeugung, dass unser Planer als App Menschen motivieren kann, in Sachen Müll klüger zu handeln. Denn jede Kaufentscheidung hat eine Wirkung. Wenn wir bewusste Konsumenten werden, können wir gemeinsam schon mal Tübingen verändern. 
Unser Journal for Future könnte dabei helfen.

Text: Niki Reppa und Alexander Ortlieb
Foto: Nicola Wettmarshausen
17.07.2019