Zahlen zum Nachdenken

Das Müllproblem ist bei uns in Deutschland nicht so sichtbar – es gibt keinen Strudel aus Plastikmüll in unseren Seen und wenig in den Straßen unserer Städte. Dennoch hinterlassen wir mehr als ein halbes Kilo Verpackungsmüll aus Plastik – pro Tag. Das sind über 200 Kilo pro Person im Jahr!!
Was können wir tun, haben wir uns gefragt, um dich, um uns dabei zu unterstützen, weniger Müll zu produzieren?

Der Müllkalender


Wir fangen hier vor Ort an, in Tübingen. Im Seminar „Tübingen – Zero Waste City?“ an der Uni haben wir ein analoges Produkt entwickelt, das dir im Alltag helfen kann: das Journal for Future. Grob gesprochen ist es ein Kalender, in dem du jeden Tag, jede Woche neue Ideen entdecken kannst, etwa wie du im Unverpackt-Laden um die Ecke müllfrei einkaufen und zu hause nachhaltiger kochen kannst. Im Prinzip unterscheidet sich unser Kalender nicht von einem gewöhnlichen Semesterplaner. Das Besondere aber sind unsere Tipps zur Müllvermeidung. Hast du zum Beispiel gewusst, dass manche Joghurtbecher eine Papierummantelung haben, die du nicht im gelben Sack, sondern besser im Altpapier entsorgen solltest?

Außerdem findest du eine Übersicht der Saisongemüse und die Wochen- Challenge, die du allein oder mit Freunden lösen kannst: Sammelt beispielsweise euren Plastikmüll einer ganzen Woche und vergleicht die Mengen. Sieger ist, wer am wenigsten Müll produziert hat.

Unsere Hoffnung ist, dass nachhaltiges Leben Spaß macht! Und ganz nebenbei wirst du Experte.
Will deine Tante mal wieder alles in Frischhaltefolie einpacken? Oder dein Bruder seine Pausenbrote in Alufolie? Wir zeigen dir ein paar Alternativen, die ihr ganz leicht umsetzen könnt.

Mit Design Thinking Lösungen finden


Wie genau kamen wir jetzt auf die Idee für den Kalender? Da hatten wir zum Glück Steffen, unseren Coach. Er ist Trainer für Design Thinking – eine Methode, die sich ganz auf den Nutzer fixiert. Denn der ist es am Ende, der die Ideen zum nachhaltigen Leben in die Praxis umsetzen soll. Darum müssen wir wissen, wie er tickt und was er will.

Der Design-Thinking-Prozess läuft so ab: Zuerst versuchen wir, die Zielgruppe einzugrenzen. Sind am Anfang junge Leute zwischen 18 – 35 Jahre unsere Zielgruppe, so grenzen wir das ganze ein und schaffen eine fiktive Persona: Lisa, eine 22-jährige umweltbewusste Studentin mit kleinem Budget. Lisa hilft uns, uns unsere Zielgruppe besser vorzustellen und für sie konkrete Ideen zu entwickeln.
Und schon wird ein Prototyp aus Spielkarten, Post-its und recycelten Materialien gebastelt. Den Prototyp haben wir dann gleich auch am lebenden Objekt getestet – wir sprechen die Lisas dieser Stadt an, um zu erfahren, was sie über den Müllkalender denken. Das Feedback ist hilfreich und kann direkt eingebaut werden. Danach geht der Spaß von vorne los, Prototyp, Feedback, neuer Prototyp und wieder Feedback.

Immer wieder überrascht haben uns die Antworten der Leute. Einer war der Meinung, Plastik sei nachhaltiger als Holz! Andere erzählten uns, wie man Joghurt selber macht. Eine Frau wünschte sich Platz für Fotos, Quittungen und den 5 Euro-Schein für Notfälle. Männliche 22-Jährige Studenten würden solch einen Kalender wohl eher weniger nutzen, es kam aber der Vorschlag für eine App und die Idee für ein Start-up auf.

Ein Start-up wäre natürlich eine grandiose Idee, ist aber derzeit schwierig umzusetzen. Mit den begeisterten Rückmeldungen ist uns das Potenzial eines solchen Kalenders aber durchaus bewusst.

Mal sehen, wie es weiter geht. Über das Ergebnis waren wir jedenfalls alle sehr froh und glauben, das diese effiziente Produktentwicklung dem Spaß am Thema und der Design-Thinking-Methode verdanken.

Text und Fotos: Noemi Zimnik und Volker Soltys
16.07.2019